Liebe Hündeler!
Im Beitrag Proaktive Arbeitsweise habe ich erklärt, was diese Arbeit mit dem Hund für mich bedeutet. Vor allem die positive Verstärkung ist ein zentraler Punkt dabei.
Das ist bei der Impulskontrolle bei unserem Hund nicht anders.
Hier wird der Impuls technisch erklärt. aus dem heraus können wir vieles ableiten, was uns Menschen betrifft, aber auch für unsere Hunde. Beim Menschen wird es Impulsivität genannt. Nun schauen wir uns diese zwei Erklärungen an und können somit gut auf unsere Hunde folgendes schliessen:
Der Impuls bei unseren Hunde sind Reize, bei welchen sie eine Reaktion zeigen. Meist denken wir Menschen, dass es schlechte Reaktionen sind, was oft auch der Fall ist – aber ganz klar nicht immer!
Daher ist es für uns Hündeler enorm wichtig, dass wir unserem Partner Hund die Impulskontrolle beibringen, also dass der Hund in der Lage ist, Reizen zu widerstehen und seinem Impuls nicht nachzugeben.
Um es vorwegzunehmen, für mich besteht der Grossteil des Lebens vom Hund aus Impuls und Impulslenkung und Impulskontrolle, nebenbei erwähnt, wie bei uns Menschen.
Positive Impulse
Das gibt es? Oh ja, natürlich!
Nehmen wir das Spiel mit unseren Hunden – es erfolgt ein Reiz, die Reaktion ist das Spiel. Das setzten wir Hündeler als Lob ein.
Wir streicheln unsere Hunde – also erfolgt ein Reiz beim Hund (Berührung), die Reaktionen sind vielfältig, aber positiv. Auch diese Handlung setzen wir als Lob ein.
Wir nehmen ein Guetzli in die Hand und geben es unserem Hund – wieder ein Reiz, Reaktion ist nehmen und kauen. Auch hier setzen wir es als Lob ein.
Wir sehen also, vieles in der Reizhandlung setzen wir als Lob ein. Wir wollen einen Impuls von unserem Hund und loben dies dann.
Beispiel:
Ich komme nach Hause – Nala steht mit Abstand hinter der Tür, wedelt und hat Freude wenn ich rein komme.
Der Reiz – also ich – komme nach Hause. Nala hört den Reiz (ob es nun meine Schritte sind oder der Schlüssel, den ich ins Schlüsselloch stecke), steht vor der Tür und als Reaktion sehe ich ihre Freude.
Was kann da schöner sein für mich?
Also ist der Impuls von Nala positiv – für sie und natürlich für mich.
Negative Impulse
Das sind die Impulse bei unseren Hunden, die wir nicht wollen und unbedingt kontrollieren müssen. Dass der Hund weiss, dass wir einen Impuls nicht wollen, müssen wir ihm das auch beibringen. Dazu braucht es ein Alternativverhalten vom Hund. Das können wir ihm zeigen oder ihn selber herausfinden lassen. Beide Lösungen sind gut, wenn er es selber herausfindet, stärken wir unseren Hund auch. Natürlich können wir dies vor allem bei Impulsen machen, die nicht gefährlich sind.
Unsere Umwelt ist voll von Reizen, denen wir und unsere Hunde ausgesetzt sind. Die Reaktionen auf die Reize aber müssen der Situation angepasst sein und vor allem kontrollierbar sein bei unseren Hunden.
Es liegt was auf dem Boden – unser Hund geht hin und will es in die Schnauze nehmen. Wir wissen aber nicht, ob das gut ist (grundsätzlich hat der Hund nichts vom Boden aufzunehmen). Also wieder Reiz und Reaktion.
Unsere Hunde laufen frei und der Vogel, das Reh, der Hase, das Blatt vom Baum, das Auto, das Mofa oder auch ein Jogger erzeugen einen Reiz (Jagd) bei unseren Hunden. Reaktion ist dann das Jagen.
Die Welt ist heutzutage sehr laut. Es werden Feuerwerksraketen abgelassen, das Auto neben uns hupt, Kinder laufen schreiend umher, der Nachbar bohrt oder wir lassen die Pfanne fallen. Wir haben einen Reiz, unser Hund reagiert (meist ängstlich). Reaktion ist dann zittern, Angst, nach vorne preschen oder sich verkriechen.
Beispiel:
Wir sind mit unserem Hund an der Leine am Spazieren. Unser Hund sieht einen anderen Hund und prescht nach vorne.
Der Reiz ist der andere Hund. Unser Hund will zum anderen Hund (der Grund ist in diesem Fall egal). Als Reaktion rennt unser Hund los und zieht an der Leine oder unser Hund sprintet los und “prescht” in die Leine. Das bedeutet für uns je nach Situation, dass wir Mühe haben, unseren Hund zu halten, wir fallen hin oder haben einen Zwick in der Schulter. Der Hund wird durch das ruckartige Ende wegen der Leine am Hals oder im Brustbereich einen Schmerz verspüren.
Das ist nicht schön für uns beide.
Impulskontrolle
Wichtig an der ganzen Arbeit in der Impulskontrolle ist, dass wir unserem Hund zeigen, was wir von ihm wollen, und zwar sicher nicht durch eine negative Bestrafung. Durch unser Zeigen, welches Verhalten wir wollen, lernt unser Hund das Alternativverhalten. Er erfährt Sicherheit und wird Vertrauen haben.
Dieses “Zeigen” ist sehr vielfältig bis dahin, dass der Hund es selber herausfinden kann oder muss. Wenn immer möglich aber helfen wir unserem Hund, wenn er es selber herausfinden soll.
Die Impulskontrolle beruht nicht nur auf dem Punkt, dass wir unsere Umwelt beobachten und wissen, wann welcher Reiz bei unseren Hunden einen Impuls auslöst.
In diesem ganzen Thema ist vor allem etwas immens wichtig – die Körpersprache unserer Hunde. Diese müssen wir kennen, diese müssen wir lesen und zu deuten wissen.
Wie das geht und wo die Missverständnisse liegen, erkläre ich in einer kleinen Serie von Beiträgen, in welche ich auf einige Merkmale in der Körpersprache unserer Hunde eingehe.
Der letzte Beitrag wird dann aufzeigen, wie wir die Impulskontrolle steuern können und aufbauen.
Seid gespannt darauf.
Liebe Grüsse
Vita